maiersinbontoc

Deutschlandreise IV

Hinterlasse einen Kommentar

06.18.2015zuHauseFamilie„Heimataufenthalt“

Die letzten Wochen standen unter diesem Titel – aber ob der so zutrifft? Die Frage wo oder was ist denn Heimat, hat uns begleitet? Manch einer würde sagen: Dort wo mein Elternhaus steht – hm, ein solches haben wir für unsere Kinder nicht im Angebot. Manch einer würde sagen: Dort wo meine Muttersprache gesprochen wird – hm, Salome klebt auf englische Grammatik deutsche Wörter, also eher England? Manch anderer würde sagen: Dort wo meine Dinge stehen – hm, Tabea hat sichergestellt, dass nun auch Spielsachen bei der Oma zwischengelagert werden, also irgendwo zwischen den Spielzeugkisten im Allgäu und Sauerland?

Wir versuchen unsere Kinder in unserer Familie und bei Freunden zu beheimaten – so ist Familienzeit immer Heimatzeit und Besuchszeit hat für sie etwas von Ankommen oder Heimkommen. Diese Beziehungen leben auf durch unmittelbare Kontakte, aber auch skype und Post helfen sich zu erinnern oder etwas vom anderen mit zu bekommen. Solche Beziehungs-Zeiten sind wohl überall auf der Welt wertvoll – aber uns ist auch aufgefallen, dass es in Deutschladn scheinbar notwendig ist, diesen Wert durch Werte (kaufbare und schenkbare Güter) begreifbar zu machen. Und dass das den Kindern aufgefallen ist merken wir in ihrem Spiel in Bontoc „Mama, diese Playmobil-Figur ist ein Kind und hat ganz viele Spielsachen, damit kann es gar nicht spielen aber das muss da alles so rumliegen“. Und wer uns besucht hat, weiß dass auch unsere Kinder viele Import-Spielsachen haben und Bücher und Bastel-Zeug. Es kam auch gleich ein Problem auf „diese Figuren haben gar kein Auto zum Reisen“ – und dann ist Tabea losgezogen und hat Pappe, Tesakrepp, Stöckchen und Flaschendeckel gesammelt un daraus einen fahrbaren Untersatz gebastelt. Spielerisch können Lösungen nicht nur im Spielwarenladen gefunden werden, sondern auch kreativ und mit etwas Zeit selber erreicht werden.

Eine spezielle Situation war es, als die Kinder mit Freunden durch Ahlbach gelaufen sind. Da bleibt Jannika stehen und sagt zu Salome: „Hier habt ihr früher gewohnt.“ Salome kennt das Haus nur noch von Bildern und auch Debora ist ihr Geburtshaus fremd.

06.18.2015zuHauseunterwegs„Wo wohnst du?“

Diese Frage wurde Tabea von einer Freundin während des Eine Welt Camps gestellt. Und sie antwortete darauf: „Im Wohnmobil“. Willkommen im Hier und Jetzt! Wir waren für einige Tage mit einem Wohnmobil unterwegs und weil dort unsere Rucksäcke drin standen, wurde das prompt als unser Zuhause definiert. Wo wir sind, da sind wir daheim.

06.18.2015fahren3„Wie viele Haltestellen noch?“

Busfahren in Aachen ist so anders: Man wartet an einer Haltestelle mit Überdachung. Alle Busverbindungen sind angeschrieben. Wann der nächste Bus einfährt, wird angezeigt. Im Bus bekommt man sein Ticket beim Fahrer. Alle Stopps werden durchgesagt und im Bus angezeigt. Dank einem Knöpfchen hält der Bus und die Türen öffnen und schließen automatisch.

Manches unterscheidet sich auch nicht. Für eine Familie mit Kindern wird Platz geschaffen – das so mehrfach zu erleben fanden wir super. Ach ja, die Mädels sind auch noch in den Philippinen Bus-tauglich: Kaum saßen wir im Nachtbus in Manila und sie haben sich alle brav hingelegt und die ganze Fahrt verschlafen.

06.18.2015fahren5„Auto fahren ist doof“

Dieses Statement haben wir ebenso oft gehört wie: „Auto fahren ist super“ oder „Anschnallen ist doof“ oder „Kindersitze sind toll“. Wobei Debora wirklich eine vorbildliche Flugzeugreisende auf dem Hinflug war und auf dem Rückflug bei jedem Anschnallversuch unendlich laut und intensiv und langanhaltend gebrüllt hat. So ein Start bzw. eine Landung sind unter solchen Begleiterscheinungen unendlich lang. In Sachen Fortbewegungsmittel scheiden sich die Geister je nach Tagesform und allgemeiner Stimmung. Wir sind froh, dass wir uns ganz unterschiedlich fortbewegen konnten und dass die Kinder das so alles mitgemacht haben – und die Bahn das auch alles so möglich machen konnte (trotz Verspätungen, Zugausfällen, Baustellen und Umleitungen). Und wir müssen zugeben: Damit hatten wir so nicht gerechnet. Und wir haben gelernt, dass sich zwar vieles in Deutschland laut Plan takten lässt, man aber auch da besser großzügige Zeitfenster einplant und nicht gleich eins nach dem anderen legt… Theoretisch kommen wir in einer solchen sequenziellen Kultur zurecht, aber praktisch ticken wir mittlerweile eher synchron und brauchen für die verschiedenen Dinge einfach mehr Zeit. Dafür hat dann aber auch auch problemlos Verschiedenes in diesem Zeitraum Platz und stört eben nicht sondern bekommt Raum wenn es dran ist. Mal sehen wie lange wir brauchen, um mit den unterschiedlichen Zeitkonzepten an den unterschiedlichen Orten und vor allem mit den unterschiedlichen Menschen zurecht zu kommen. In Deutschland haben wir uns sagen hören „Wir kommen abends an“ und bekamen dann zu hören „um wieviel Uhr meintest Du“ und dann fing es bei uns im Kopf zu rattern an „ah… da braucht jemand eine konkrete Uhrzeit?!“ Am Sonntag sind wir mit den Kindern hier in Bontoc in den Gottesdienst gegangen – und wir haben es seit langem mal wieder vor dem Einzug des Pfarrers quasi pünktlich in die Kirche geschafft – ansonsten funktioniert die Gemeinde nach dem Prinzip: Vor dem Schlusssegen ist früh genug…

06.18.2015fahren4„Ist das das Kinderabteil?“

Tja, das hätten wir gerne mal gebucht gehabt – aber auf keiner der Strecken hatten wir das Glück dort zu landen, so haben wir immer Großraum-Abteile bespielt. So eine Zugfahrt von 5 Stunden ist für uns quasi eine Kurzstrecke – aber so mancher Abschnitt kam uns und sicherlich auch so manchem Mitreisendem ewig vor. Züge sind großzügig geschnitten, erlauben es rumzulaufen oder rumzutoben – und das haben die Mädels gemacht – nur wir Eltern konnten nicht immer so ganz auf Durchzug schalten. Als Liederraten dran war und Salome „Kling Glöckchen Klingelingeling“ in Endlosschleife gesungen hat, war sicherlich ein Höhepunkt erreicht. Unterwegs sein ist so anders in den Philippinen: Nachdem die Busfahrt von Baguio nach Bontoc am hellichten Tag von den Mädels verdöst wurde, kommen wir zu dem Schluss, dass wir als Familie besser auf engen Sitzen mit vielen Mitfahrern und Gepäck auf kurviger Straße unterwegs sind. Das muss man einfach mal aushalten und sich entsprechend verhalten – und das scheint mit unseren Kindern in den Philippinen besser zu klappen als in Deutschland.

06.18.2015fahren2„Die Räder vom Bus, die rollen dahin…“

Und dann gibt es da noch so ganz andere Buserfahrungen. Vor allem Debora hat die Kinderbetreuung beim Eine Welt Camp genossen. Und nach wie vor beschäftigt die Kinder ein Besuch im Waldkindergarten. Salome „Mama, und was heißt Wald auf Englisch?“ Vermutlich sieht Wald in Deutschland so anders aus als Forest in den Philippinen, dass sie die zwei (W)Orte nicht miteinander in Verbindung bringen konnte. Und sie freuen sich schon auf ihren nächsten Besuch auf dem Vauss Hof… Und bis dahin sind die Mädels noch ein bisschen in Bontoc unterwegs: Zu Fuß auf den Treppen und nach Hause im Tricycle – Tabea hinten drauf auf dem Motorrad und die zwei Kleinen in der kleinen Kabine neben dran. Alles ohne Kindersitz oder Anschnallgurte – und weil hier Fahrzeuge so langsam unterwegs sind, halten wir das für ziemlich sicher. Das Tempo von Autos, Bussen und Lastern auf deutschen Straßen hat uns zeitweise ganz schön zu schaffen gemacht und die Kinder sind mit viel Abstand zur Straßen auf den Bügersteigen gelaufen.

06.18.2015fahren1„Das fährt nicht….“

Da scheinbar vor allen Häusern nicht nur Autos für Erwachsene sondern jeweils auch ein umfangreicher Fuhrpark für Kinder anzutreffen ist, haben unsere Mädels die verschiedenen Fahrzeuge ausprobiert. Da unser Chocolate House an einem Steilhang liegt und wir nur Steinmauern und Treppen um unser Haus haben, gibt es keine Kinderfahrzeuge – weder bei uns noch bei unseren Nachbarn (in der Stadt fahren aber durchaus Kinder Fahrrad oder Roller). Wer es nicht gewohnt ist zu treten, tut sich schwer – und lässt sich von seiner großen Schwester abschleppen.

Manche Bewegungsabläufe haben unsere Mädels so noch nicht entwickeln können und dazu zählt nicht nur Radfahren sondern auch Schwimmen. Was es sonst noch so an Nachholbedarf gibt, werden wir dann wohl in zwei Jahren erfahren. 06.18.2015heimwärtsZiehen„Pfiat di!“

Die Kinder haben sich sehr auf das Wiedersehen gefreut: In Deutschland, aber dann auch hier in Bontoc. Tabea hat noch am Flughafen gesagt: „Jetzt freue ich mich auf unsere Hunde“. Und die Hunde haben sich gefreut, uns wieder zu sehen. Unsere Nachbarn haben auf die Tiere und das Haus aufgepasst. Auf dem Markt wurden wir begrüßt und gefragt, wo wir denn so lange waren. Die zweifelnde Frage, ob die Kinder denn auch wieder nach Bontoc wollten und Tabeas Antwort: „Klar, ich freue mich ja auf meine Klassenkameraden!“ Und es wurde auch zu Hause schon wieder Schule gespielt und action songs gesungen – als ob wir gar nicht weg gewesen wären.

Und damit ist mal der Reisebericht abgeschlossen und es geht weiter mit den Maiers in Bontoc…

Autor: maiersinbontoc

Familie Maier in Bontoc

Hinterlasse einen Kommentar